Der Anfang der Kultivierungen in Mitteleuropa

Begonnen hat alles mit jenen zwei Wurzelknollen der Dioscorea batata welche Wolfgang Wachsmuth aus China holte. Diese wurden Versuchsgarten der Freien Hochschule für Geisteswissenschaften (Goetheanum) in Dornach/Schweiz eingepflanzt und gepflegt. Doch trotz der hohen Erwartungen, die man in die Pflanze setzte, Ita Wegmann fragte des öfteren, auch später noch, bei Adalbert von Keyserlingk nach, "... wann bekommen wir denn endlich die Wurzel, wir brauchen sie!", kam man mit der Kultivierung nicht voran.

Später dann schoben sich wohl andere Aufgaben in den Vordergrund und zuletzt geriet die Dioscorea batata in Vergessenheit.

 

Mitte der 50iger Jahre erinnerte sich Adalbert von Keyserlingk an die chinesische Wurzelknolle, von der seine Mutter damals im Familienkreis erzählt hatte. Neuere Informationen besaß sie aber leider nicht. Sie wusste jedoch, dass sich seinerzeit Ehrenfried Pfeiffer der Pflanzen angenommen hatte. Adalbert von Keyserlingk entschloss sich, nach Dornach zu reisen. Der pflegende Gärtner führte den Herrn in den Garten, wo in einer verlassenen Ecke tatsächlich noch Pflanzen zu finden waren. (Die Dioscorea batatas ist vieljährig und durch ihren enormen Tiefentrieb auch frostbeständig.)

Graf Keyserlingk grub die restlichen Pflanzen aus und nahm sie an seinen damaligen Wohnort am Ammersee mit. Es wurde viel experimentiert. Ein Hauptproblem bei der Kultivierung der Pflanze war, dass der "unterirdische Teil", auf den Rudolf Steiner hingewiesen hatte, die knollenartige Rübe, den Drang besaß, sich in Tiefen von 1,5 m und mehr unter der Erdoberfläche auszubilden und die Rübe somit kaum "erntbar" war. Um diese als Nahrung zu verwertende rübenartige Wurzel am "Verschwinden" im tiefen Erdreich zu hindern, zog man z.B. dicke Nut und Feder-Eichenbohlen in den Boden, in der Hoffnung, die Pflanze dadurch am Tiefenwachstum hindern zu können. Aber sie zwängte ihre feinen Wurzeln durch jede noch so schmale Ritze, um dann doch in großer Tiefe die Wurzelknolle bilden zu können. Als Adalbert von Keyserlingk später nach Korsika ging, um seine Forschungen zu alter Mysterienstätten zu beginnen, nahm er Knollen der Dioscorea batatas mit. Die Arbeit sollte auf jeden Fall weitergehen. Es wurden unter anderem große Pflanzgefäße aus Steingut ohne Abflusslöcher gefertigt, um in ihnen die Pflanzen "einzusperren". Doch in diesen Gefäßen verfaulten oder vertrockneten die Knollen, die sich mit aller Gewalt auf den Grund des Pflanzgefäßes pressten und zu "Flundern" verformten. Trotz aller Bemühungen war Keyserlingks Versuchen kein Erfolg beschieden. Das Tiefenwachstum schien untrennbar zum gesunden Gedeihen der Pflanze zu gehören.

In den 70iger Jahren drang die Geschichte der Kultivierungsversuche der Dioscorea batata in Europa und dessen zukunftsträchtige Aufgabe, als Neubeleber des immer mehr "austrocknenden" Bildekräfteleibes zu dienen, an das Ohr und in das Herz von Peter Ratzy, einem Saatgutzüchter und Gartenbaulehrer aus Wernstein in Oberfranken. Mit den Erfahrungen aus der Gärtnerei des Goetheanums sowie mit jenen von Graf Keyserlingk ausgestattet machte er sich an die Arbeit. Trotz aller Erfahrungen und aller Begeisterung scheiterten jedoch auch seine Anbauversuche. Durch ihr enormes Tiefenwachstum entzog sich die Pflanze dem Gärtner, ließ ihm nur den schön rankenden überirdischen Teil mit seinen im Spätsommer aufgehenden zart nach Vanille duftenden Blüten und die an Blattabzweigungen wachsenden Brutknöllchen, mit denen die Pflanze vermehrt werden konnte. Doch auch mit der Vermehrung gab es Schwierigkeiten. Außerdem benötigte die Pflanze eine lange Vegetationsperiode, die ihr das hiesige Klima nicht bieten konnte. Die Zeit der Dioscorea batata in Europa schien einfach noch nicht "reif" zu sein.

Anfang der Neunziger Jahre erfuhr Ralf Rößner, Buchbindemeister, Schäfer und Gartenbaulehrer im Gespräch mit Adalbert von Keyserlingk von der Aufgabe der Dioscorea batata bzw. der Lichtwurzel und nahm den Impuls, diese Pflanze weiter mit Mitteleuropa und seinen Menschen zu verbinden, in sich auf. Nach einer längeren Suche nach noch vorhandenen Pflanzen und ersten mit schmerzhaften Rückschlägen verbundenen Anbauversuchen gelang es ihm, nach etwa siebenjähriger Forschung eine geeignete Anbaumethode zu finden. Zum besseren Verständnis des Pflanzenwesens wurden Reisen nach China unternommen. Und neben den von dort mitgebrachten Pflanzen erweiterten auch Pflanzen aus den USA, die auf von Ehrenfried Pfeiffer mitgenommene Pflanzen zurückgehen, sowie eine Pflanze aus Jamaika das in die Züchtungen eingebrachte Pflanzenspektrum. Interessanterweise wird die Dioscorea batata in Jamaika als Kult-Pflanze verehrt.

In intensiver Verbindung mit der Pflanze zeigte sich Herrn Rößner, dass der Drang der Lichtwurzel, mit ihrem rübenartigen Wurzelteil tief in die Erde zu wachsen, gewandelt wird, wenn die Rübe in etwas Erde in einem hängenden oder auf einem Tisch stehenden Pflanzgefäß oberhalb des eigentlichen Erdbodens wachsen kann. In einer Entfernung von knapp einem Meter oberhalb der Erde bildet sich die Rübe in dem Gefäß annähernd direkt unter der Erdoberfläche aus, ohne sich an den Gefäßgrund zu drücken. Und merkwürdigerweise wächst die Rübe in Abhängigkeit von der Höhe, in der sich das Pflanzgefäß über dem Erdboden befindet, in reproduzierbar verschiedenartigen Formen: länglich, knollig rund oder wie einen inneren Hohlraum umhüllend.

Mittlerweile sind aus den zwei von Wolfgang Wachsmuth geholten und den hinzugekommenen Pflanzen Abertausende geworden. In Versuchsgärten, Gärtnereien und in der Landwirtschaft werden sie angebaut und umsorgt. Es wird an der Verarbeitung der Lichtwurzel für neue Lebensmitteln geforscht. Es entsteht auch ein Labor zur Erforschung der Lebenskräfte in Verbindung mit der Lichtwurzel insbesondere sollen die Bedingungen für eine Zukunft tragende Ernährung erforscht werden.

Um die volle Vegetationszeit für die Entwicklung der Lichtwurzel zu nutzen kann man das Pflanzgut, "Jährlinge"(Brutknöllchen die bereits ein Jahr im Boden waren),Wurzelteile (Wurzelstücke 30 bis 70 Gramm) oder Bulbillen (Brutknöllchen) vortreiben.

Dies kann schon um Maria Lichtmess (2. Februar) in leichtem, humusreichem Boden, in Torftöpfchen (oder Ähnlichem) im Warmhaus oder im Kalthaus (frostgeschützt) direkt in die Pflanzkisten gesetzt, geschehen. Im weiteren kann natürlich das Pflanzgut auch erst später, wenn man eine gewisse Sicherheit hat das es keinen Frost mehr geben wird, auspflanzen.

Die sich nach ca. 10 Tagen bildenden, feinen Würzelchen am Pflanzgut dürfen nie austrocknen, aber auch nicht "ertränkt" werden !

Wegen des wesensgemäßen enormen Tiefenwachstums (bis 2 m) muss die Lichtwurzel in Kisten oder in Gräben (Höhe/Tiefe 1 - 125cm, Breite 40 - 50cm, Länge beliebig)mit offenem Boden (s. Anbaumethoden Text/Bild) angebaut werden. Sie bedarf einer Kletterhilfe (Windengewächs).

Die Kletterhilfen für die 4-8m langen Ranken müssen stabil (Wind, Gewicht) montiert werden. Es ist unbedingt arbeitserleichternd die Kletterhilfen unabhängig von den Kisten zu konstruieren, so dass sie zur Ernte nicht abgebaut werden müssen.

Bei den Kistenkulturen werden diese zu 4/5 mit kieseligem Sand (Flusssand, Körnung 0,2) und zu 1/5 (25 -30 cm) mit gutem, reifem Kompost gefüllt. Die Gräben, bei der Grabenkultur, werden bis 10cm über Erdniveau mit Sand gefüllt. Die Umrandung ist 30 - 40 cm hoch und wird, vorläufig, bis 10cm unterhalb der Kante, mit reifem Kompost gefüllt. Das pflanzgut wird in entsprechendem Abstand auf die Erde gelegt und anschließend mit der gleichen Komposterde abgedeckt.

Bei einer ca. 25 - 30 cm tiefen Kompostschicht beträgt der Pflanzabstand 20 cm (2 Reihen/Kiste). Soll enger gepflanzt werden, muss der Anteil der Kompostschicht in der Kiste erhöht werden (Nährstoff bedarf). Außerdem ist in diesem Fall zu beachten, das Pflanzgut tiefer in die Komposterde zu legen, da der optimale Abstand von der Sandschicht, in Hinblick auf die erwünschten Lichtätherquantitäten der sich bildenden Knolle, 20 cm beträgt.

Da die Lichtwurzel Wind nicht gut verträgt, braucht sie einen geschützten Standort. Wenn das Pflanzgut unter Glas vor getrieben wurde, ist bei der Pflanzung ins Freiland auf eine angemessene Akklimatisierung zu achten. Die jungen Blätter verbrennen im Sonnenlicht sehr leicht.

Geerntet wird, sobald die goldene Herbstfärbung verbraunt und die Ranken sich leicht von der Wurzel lösen lassen ( September bis 23. Dezember). Da die Wurzeln zum Zeitpunkt der Ernte sehr verletzbar sind, ist auf größte Behutsamkeit Wert zu legen. Erntegut, wie auch die noch ungeerntete Knolle müssen vor Frost unbedingt geschützt werden.

Eine Düngung mit gut ausgereiftem Kompost, Brennnessel- oder Unkrautjauche ab Johanni in 14 - tägigen Abständen hat sich gut bewährt.

Hornmist wird 10 Tage vor der Pflanzung auf den vorbereiteten Boden ausgebracht. Wurde das Hornmistpräparat erst am Pflanztag gegeben, so konnte beobachtet werden, dass das Pflanzgut, welches aus Wurzelabschnitten bestand, zum Teil zersetzt wurde (erhöhte Bodenaktivität). Eine zweite und eine dritte Gabe werden kurz nach dem Austreiben und um Johanni aus gebracht. Die erste Hornkieselgabe erfolgt, sobald sich die ersten Blätter entfaltet haben. Weitere Gaben werden immer um Vollmond (noch im zunehmenden Mond), bei Sonnenaufgang ausgebracht.